Therapie

Wir sind der Auffassung, dass eine Therapie bei Lernschwächen des Lesens und Schreibens nur in einer Einzel- oder höchstens einer Partnertherapie erfolgreich sein kann. Wir wissen, dass die individuellen Besonderheiten des Kindes in größeren Gruppen nur bedingt beachtet werden können. Gerade bei diesen Lernschwierigkeiten wollen wir das unterschiedliche Lerntempo, die Lerntypen, die charakterlichen Besonderheiten und die emotionale Belastung des einzelnen Kindes berücksichtigen.

Eine Partnertherapie kommt aus unserer Sicht nur dann zustande, wenn die obigen Bedingungen erfüllt werden und sie eine positive Wirkung auf die Entwicklung beider Kinder im Lernen und psychischen Erleben erwarten lassen.

Viele Kinder haben schon so viele negative Erfahrungen in der Gruppe gemacht, dass wir häufig zunächst für eine Einzeltherapie plädieren und - nachdem das Kind emotional gefestigt ist - sie in eine Zweiertherapie überführen.

Da Kinder mit Lernschwierigkeiten zeitlich sowieso schon mehr belastet sind als ihre Mitschüler, empfehlen wir eine einstündige Therapie pro Woche plus ein tägliches Trainingsprogramm von 15 Minuten.

Therapie

Um Probleme, die der Schulanfang und speziell der Erwerb des Lesens und Schreibens den Kindern bereitet, besser zu verstehen, versuchen Sie, den folgenden Text zu lesen. Es wird Ihnen sicher nicht leicht fallen.

RNUSZAW- MWT KARAWKAUWAW RICHT RNPAU (R=S; M=U; K=L; N=CH; T=D; U=R; S=EI; P=W; Z=B; A=E; W=N; I=I; D=T)

Für den Schulanfänger bietet das Lesen- und Schreibenlernen ähnlich große Schwierigkeiten: Er muss die verschiedenen grafischen Gestalten der Buchstabenzeichen, die uns längst geläufig sind, erst kennen und sie mit den richtigen Sprachlauten verknüpfen lernen. Beim Schreiben darf er wiederum nicht versuchen, jede gesprochene Lautnuance mit Buchstaben wiederzugeben. Er muss lernen, dass es „unwichtige“ Lautnuancen gibt, die er nicht in Buchstaben übersetzen darf. Dann gibt es wiederum verschiedene Sprachlaute,für die er jedoch nicht verschiedene Buchstaben schreiben darf.

Wir sprechen verschiedene e-Laute, aber er darf nur einen e-Laut schreiben, aber keinen anderen, der gar nicht so falsch wäre: „Pfannö“ (die Pfanne), „Fäst“ (das Fest), „Bönemn“ (das Benehmen).

Dann muss er lernen, dass nicht alle Sprechlaute eines Wortes einen Buchstaben erhalten. Er muss lernen, dass „unwichtige“ Nuancen nicht durch Buchstaben wiedergegeben werden: So darf er nicht „strömpte“ schreiben, sondern „strömte“, obwohl man einen Sprosslaut zwischen „m und t“ spricht.

Auf der Seite der Buchstaben wiederum muss er darauf achten, die Formdetails von Buchstaben genau auseinanderzuhalten: „baben“ statt „haben“.

Und zum guten Schluss muss er auch noch darauf achten, dass die Buchstabenfolge der Lautfolge des gesprochenen Wortes entspricht. Dies verlangt ihm eine schwere Leistung ab: Denn während er sich auf den Einzellaut konzentriert, den er gerade in der richtigen Buchstabengestalt schreiben soll, muss er gleichzeitig die gesamte Lautfolge im Gedächtnis haben.

Bei so vielen Problemen auf einmal behilft man sich eben, so gut man es kann! Aus wenigen Merkmalen beim Lesen z.B. schließt das Kind darauf, wie ein Wort vielleicht heißen könnte und rät in vielen Fällen daneben. Oder es merkt sich die Inhalte der Lesestücke oder ganze Diktatsätze, um seinen Mangel an Lese- oder Schreibvermögen auszugleichen.

Erstklässler, die das ganze Lesebuch am Ende des Schuljahres auswendig können, ohne je ein Wort richtig erlesen zu haben, sind keine Seltenheit. Kinder können auswendig gelernte Diktate fehlerfrei schreiben, ohne rechtschreiben zu können.

Kein Kind macht absichtlich Fehler. In seinen Fehlern zeigt es uns die Probleme auf, mit denen es kämpft.

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